Künkers 350. Auktion: Ein Feuerwerk der Numismatik!
Vom 29. Juni bis zum 1. Juli 2021 findet die 350. Künker-Auktion statt. Sie ist ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr, denn am 1. Juli 1971 – vor exakt 50 Jahren – wurde die Münzenhandlung Fritz Rudolf Künker gegründet. Auch wenn es noch nicht feststeht, ob es die Infektionslage in Osnabrück zulassen wird, dass Bieter persönlich anwesend sein können, garantiert das angebotene Material schon jetzt weltweite Aufmerksamkeit. Viele große Raritäten aus In- und Ausland werden in den drei Auktionstagen den Besitzer wechseln. Die Spitzenstücke mehrerer umfangreicher Privatsammlungen sind im Katalog zu finden, so zum Beispiel Münzen und Medaillen aus Bayern, Brandenburg-Preußen, Bremen, Hessen, Lübeck, Pfalz und Würzburg. Unbestrittener Höhepunkt ist ein weiterer Teil der Sammlung Popken mit ausgewählten Lösern aus Braunschweig.
Ausgewählte Löser aus der Sammlung Popken
Anlässlich der Jubiläumsauktion werden 51 eindrucksvolle Löser aus der Sammlung Friedrich Popken als zweiter Teil dieses Sammlungsteils angeboten, viele davon äußerst selten, manche das einzige auf dem Markt befindliche Exemplar. So zum Beispiel ein Löser zu 7 Reichstalern aus dem Jahr 1620, den Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1620 prägen ließ. Er zeigt den Herzog im Harnisch mit einem hohen Hut auf einem prachtvoll aufgezäumten Ross.
Von größter Seltenheit ist das Spitzenstück der Partie: Ein Löser im Gewicht von eindrucksvollen 291,05 g, dessen Wert 10 Reichstalern entspricht. Er zeigt August den Jüngeren mit Marschallstab auf seinem Pferd über eine detailreiche Bergwerkslandschaft hinwegreiten. Die Münze ist mit 150.000 EUR der am höchsten eingeschätzte Löser dieser Partie.
Aus dem Jahr 1670 stammt ein ebenfalls äußerst seltener Löser zu 4 Reichstalern, den Ferdinand I. Albrecht, wie die detaillierte Inschrift der Rückseite mitteilt, anlässlich des Todes seines Sohns und Thronerben Leopold Carl herausgab. Der kleine Prinz war nicht einmal ein Jahr alt geworden! Münzen wie diese sind ein gutes Zeugnis dafür, dass während der frühen Neuzeit eine hohe Kindersterblichkeit selbst in den besten Kreisen Normalität war. Geschätzt ist das Los mit 125.000 EUR.
Beenden wir den Ausblick auf diesen Teil der Auktion mit einem Löser zu 8 Reichstalern des Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg-Celle aus dem Jahr 1654. Das prachtvolle Stück zeigt auf der Vorderseite das gekrönte Monogramm des Fürsten, auf der Rückseite das mit Lorbeer bekränzte Braunschweiger Ross, das über einer Stadtansicht von Celle zu sehen ist. Dieses wunderschöne, mit 100.000 EUR geschätzte Stück erregte bereits die Aufmerksamkeit vieler Sammler, so zum Beispiel von Virgil Brand und Dr. Koch.
Deutsche Münzen – Gold und Silber
Man gerät in Verlegenheit, was man hervorheben soll, wenn es um die 1.727 deutschen Münzen und Medaillen geht, die in der Künker Jubiläumsauktion 350 versteigert werden. Die Spitzenstücke etlicher Sammlungen werden angeboten: Größere Serien kommen aus Bayern, Brandenburg-Preußen, Bremen, Lübeck, Pfalz, Sachsen und Würzburg, um nur einige zu nennen. Wir stellen Ihnen einige ganz besondere Beispiele vor:
Alles begann mit einer Traumhochzeit, die der Prägeanlass war für die bei Künker angebotene, spektakuläre Medaille der bayerischen Stände: Max Emanuel, der blaue Kurfürst, umjubelter Held der Befreiung Wiens, heiratete die Tochter des Kaisers. Niemand konnte damals ahnen, dass der gemeinsame Sohn nicht, wie vorgesehen, den spanischen Thron erben, sondern frühzeitig sterben würde. Diese Enttäuschung führte Max Emanuel auf die französische Seite und verursachte so die Eroberung Bayerns durch die Habsburger und die Sendlinger Mordweihnacht des Jahres 1705.
Ein anderes Highlight der altdeutschen Prägungen ist ein hochseltener Goldgulden der Stadt Bremen, für den Georg, Herzog von Braunschweig verantwortlich zeichnete. Dieser 1558 in sein Amt gewählte Bischof ist für die Bremer Kirchengeschichte von entscheidender Bedeutung: Er ermöglichte die Einführung der Reformation.
Nur drei Exemplare einer hessischen Medaillenemission wurden anlässlich der Errichtung der Ludwigssäule in Darmstadt in Gold geprägt. Ludwig II. von Hessen, Auftraggeber von Ludwigssäule und Medaille, war derart unbeliebt, dass er mit diesem Monument versuchte, an seinen wesentlich populäreren, 1830 verstorbenen Vater anzuknüpfen.
Gleich zwei Nürnberger Prägungen – ein 6facher und ein 5facher Dukat – erinnern an den Frieden von Rijswijk im Jahr 1698. Erst kürzlich, in der Künker Auktion 346 erzielte eine solche Gedenkprägung im Gewicht von 5 Dukaten 120.000 EUR. Wir werden sehen, was die beiden Münzen nun bringen.
Auch bei den Silber- und Bronzeprägungen finden sich viele interessante Stücke. So zum Beispiel ein dicker 2 1/2facher Taler der Stadt Köln aus dem Jahr 1581. Es handelt sich um das einzige bekannte Stück in Privatbesitz, dessen Provenienz bis in das Jahr 1893 zurückverfolgt werden kann. Sein Prägeherr, Bischof Gebhard Truchsess von Waldburg, plante wegen seiner Liebe zu einer hochgestellten Stiftsdame aus protestantischen Kreisen, selbst zum Protestantismus überzutreten und das Erzbistum zu säkularisieren. Dies war ein klarer Rechtsbruch des Augsburger Religionsfriedens, der den Kölnischen Krieg auslöste. Der repräsentative Taler entstand, nachdem der Papst seine Wahl zum katholischen Erzbischof bestätigt hatte, und bevor er zur reformierten Kirche übergetreten war und seine Geliebte geheiratet hatte.
Ein wichtiges Stück für die norddeutsche Geldgeschichte ist ein Goslarer Taler von 1531. Er ist das Ergebnis eines Schiedsspruchs des Reichstags, der 1530 festlegte, dass die Silberausbeute des Rammelsbergs zwischen den Herzögen von Braunschweig und der Stadt Goslar geteilt werden sollte.
Erwähnen wir zum Schluss nur noch, dass es neben all den altdeutschen Raritäten natürlich auch eine reiche Auswahl von Münzen des Deutschen Kaiserreichs gibt, darunter etliche hochrangige Kabinettstücke in bester Erhaltung, so die „Bayernhochzeit“ und „Friedrich den Weisen“.
Ausland – Gold und Silber
Von Albanien bis Zypern, vom 8. bis zum 21. Jahrhundert reicht das Spektrum der ausländischen Münzen, die Auktion 350 offeriert. Auch hier gibt es aus vielen Ländern numismatische Raritäten. Wir können stellvertretend nur einige wenige nennen.
Beginnen wir unsere numismatische Reise in Belgien. Dort sticht ein 10facher Souverain d’or des Jahres 1751 hervor. Er zeigt auf der Vorderseite das Porträt von Kaiser Franz I., den wir heute eher als den Ehemann Maria Theresias kennen. Die prachtvolle Großgoldmünze, die in Antwerpen entstand, ist mit 100.000 EUR geschätzt.
Weiter geht es nach Italien. Ferdinando di Borbone zeichnete verantwortlich für eine 6fache Doppie von 1786. Dieser Herrscher wird so genannt, um die verwirrende Vielfalt von Zahlen zu vermeiden, die er in seinen verschiedenen Ämtern ansammelte: Er heißt Ferdinand I., III. oder IV., je nachdem ob man ihn als König von Neapel, Sizilien oder dem vereinigten Königreich beider Sizilien tituliert. Im oberitalienischen Parma führte er noch einen abweichenden Titel. Er nannte sich Herzog, da diese Stadt nur deshalb zu seinem Reich gehörte, weil die Habsburger sie nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg an die spanischen Bourbonen abgetreten hatten. Doch das war nur eine kurze Episode, ehe Napoleon die Verhältnisse in ganz Italien durcheinanderwirbelte.
Apropos Napoleon, wer sich für den ersten Kaiser der Franzosen interessiert, findet in der Künker Jubiläumsauktion eine reiche Auswahl von eindrucksvollen Medaillen, so z. B. eine höchst seltene Silbermedaille auf die Geburt des Sohnes von Napoleon, die in Wien geschaffen wurde. Immerhin war die Mutter des Königs von Rom, wie das kleine Kind tituliert wurde, die Tochter des österreichischen Kaisers.
Und wenn wir schon beim Thema Medaillen sind. Machen wir einen Halt auf unserer numismatischen Reise in den Niederlanden, wo Kenner der Medaillenkunst eine Fülle von eindrucksvollen Stücken finden werden. Diese Kleinkunstwerke zeigten uns nicht nur, wie die Niederländer ihre Geschichte wahrgenommen haben wollten, sondern gewähren in seltenen Fällen auch einen Einblick in die Sozialgeschichte. Als Beispiel sei eine Silbermedaille erwähnt, die lediglich mit 150 EUR geschätzt ist. Sie ist der Witwenkasse von Den Haag gewidmet, also einer wohltätigen Einrichtung, die Frauen unterstützte, die den Ernährer verloren hatten.
Machen wir von den Niederlanden den großen Sprung nach Russland, aber bleiben wir bei den Medaillen: Der Schweizer Medailleur Hedlinger fertigte eine äußerst seltene Medaille auf die Kaiserin Anna, die heute zu den großen russischen Raritäten gehört und in der Jubiläumsauktion mit 20.000 EUR geschätzt ist.
Beschließen wir unsere numismatische Reise mit einem letzten Halt im kolonialen Indien. Künker offeriert eine britische Preismedaille, geschaffen in London von William Wyon für das College von Fort William, heute Kolkatta. Das angebotene Stück wurde nur ein Jahr, bevor diese wichtige Institution 1854 schließen musste, verliehen. Indien und die westliche Welt verloren damit eine wissenschaftliche Einrichtung, die Sprachen und Literatur des indischen Subkontinents gesammelt, erforscht und systematisiert hatte. Das College hatte Tausende von Büchern aus dem Arabischen, dem Persischen, dem Sanskrit, dem Bengalischen, aus Hindi und Urdu ins Englische übertragen. Für viele Sprachen entstanden dort erstmals systematische Grammatiken und Wörterbücher.
Spezialsammlung Münzsätze
Die Geschichte des Münzsammelns im 19. und 20. Jahrhundert ist noch nicht geschrieben, und so wissen wir noch nicht, wann die Münzstätten begannen, attraktive Jahressätze für Sammler herauszugeben. Aber wer sich irgendwann mit dieser Materie beschäftigen will, muss auf den Künker Jubiläumskatalog zurückgreifen, denn die Fülle von Münz-Sets, die darin angeboten werden, ist enorm.
Gleich drei britische Proof-Sets, entstanden vor dem Ersten Weltkrieg, sind hier zu finden: Von 1887 (Taxe: 25.000 EUR), 1893 (Taxe: 50.000 EUR) und 1911 (Taxe: 25.000 EUR).
Während heutige Kleinmünzen-Sätze nur einem geringen Nominalwert besitzen, war Nominal- und Materialwert der im 19. Jahrhundert ausgegebenen Sätze sehr hoch. Sie enthielten nur Gold- und Silbermünzen, das Kleingeld aus unedlem Material schien des Sammelns nicht wert.
Es existieren übrigens nur vereinzelte Münzsätze vor 1970, als die Royal Mint in Llantrisant mit der Umstellung auf die Dezimalwährung begann, jedes Jahr einen offiziellen Münzsatz auszugeben.
Die gesamte italienische Jahresprägung vom 5 Centesimi-Stück bis zu 100 Lire in Gold enthält ein offizielles Münzset des Jahres 1936 der Münzstätte Rom. Wir wissen leider nicht, wie viele Münzsätze produziert wurden, und für welche Jahre die italienische Münzstätte vor dem Zweiten Weltkrieg Münzsätze ausgab. Was wir aber wissen, ist, dass dieser Satz in einem entsetzlichen Jahr entstand: Es war das Jahr, in dem Mussolini vor einer begeisterten Menschenmenge die Annexion des durch Giftgas besiegten Äthiopiens bekannt gab, und in dem erstmals die Achse Rom-Berlin beschworen wurde.
Sammler zeitgenössischer Münzen werden in der Künker Jubiläumsauktion viele seltene und interessante Münzsets aus exotischen Ländern entdecken, die in den späten 60er und frühen 70er Jahren entstanden. So zum Beispiel einen Münzsatz aus Bhutan von 1966, der nur in 598 Exemplaren existiert.
Münzsätze sind wunderbare Zeugnisse dessen, worauf Nationen stolz waren, wie ein Münzset von 1971 aus dem Iran illustriert: Mohammed Reza Pahlevi inszenierte sich als Erbe des persischen Weltreichs.
Neben den Münzsets entdeckt der Kenner auch ein Set mit drei Medaillen – Gold, Silber und Bronze –, die im Jahr 1928 von Alfred Courtens als Preismedaille des Fonds National de la Recherche Scientifique im Auftrag des belgischen Königs Albert I. geschaffen wurden. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass dieser Satz für die Königin Elisabeth von Belgien entstand.
Habsburgische Erblande und Österreich
Seltene Dukaten, prachtvolle Taler und eindrucksvolle Großgoldmünzen, das sind die Höhepunkte der Abteilung Habsburgische Erblande und Österreich. Dukaten aus Judenburg, Klagenfurt, Breslau und Prag erfreuen die Spezialsammler.
Aufsehen erregen sicher der perfekt erhaltene 5fache Dukat aus dem Jahr 1690, der für Leopold I. in Graz produziert wurde, und der von NGC mit MS63 bewertete 3fache Dukat von 1694, ebenfalls für Leopold I. geprägt, aber in Klausenburg. Wesentlich später entstand der äußerst seltene 3fache Dukat für Joseph II., den Reformkaiser. Die Experten von Künker konnten lediglich ein weiteres Vorkommen dieser Rarität eruieren. Das Stück wurde 1778 in Karlsburg geprägt und ist mit 60.000 EUR geschätzt.
Werfen wir noch einen Blick auf eine äußerst seltene Medaille des als Winterkönigs in die Geschichte eingegangenen Pfälzer Kurfürsten Friedrich. Geschichtliche Bedeutung erlangte er nicht nur, weil durch seinen Versuch, sich zum König von Böhmen zu machen, der 30jährige Krieg ausbrach, sondern auch wegen seiner Ehe mit der einzigen Tochter des englischen Königs Jakob I. Nachdem Friedrich in seinen Ambitionen gescheitert war, blieben seinen Töchtern nur geringe Aussichten auf eine standesgemäße Ehe, weswegen die jüngste, Sophie, einen nachgeborenen Prinzen von Braunschweig zu akzeptieren bereit war, was ihrem Sohn einige Jahrzehnte später die britische Krone eintrug.
Nichts erzählt eben besser Geschichte und Geschichten als Münzen und Medaillen. Und lassen Sie sich von diesem Vorbericht nicht täuschen. Auch die Künker Jubiläumsauktion enthält Münzen ab einer Schätzung von 100 EUR. Es ist nämlich nicht ihr finanzieller Wert, der eine Münze so spannend macht, sondern ihre historische Aussagekraft.
Der Katalog kann bestellt werden bei Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail. Außerdem können die Auktionskataloge online studiert werden. Wenn Sie live am heimischen Computer mitbieten wollen, denken Sie bitte daran, sich rechtzeitig für diesen Service anzumelden.
Weitere Informationen über Künker finden Sie auf deren Website.