Mehmed, der Eroberer

Mehmet the Conqueror and Constantinople: A Portrait of Youth and Ambition. Spink Books, London 2021. 81 Seiten, farbige Abbildungen. Hardcover, 22 x 24 cm. ISBN ‎978-1912667666. 25 GBP.
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Eigentlich, so möchte man meinen, waren die Türken und die Christen in der Mitte des 15. Jahrhunderts erbitterte Feinde. Schließlich trennte sie ihr Glaube. Und der osmanische Sultan Murad II. hatte gerade – und zwar 1431 – das von Venedig dominierte Saloniki erobert. Es folgten 1444 die Schlacht bei Warna und 1448 die zweite Schlacht auf dem Amselfeld, beide endeten mit osmanischen Siegen über das christliche Heer der Kreuzfahrer. Murads Sohn Mehmed II. träumte zu diesem Zeitpunkt wohl schon von der Eroberung Konstantinopels, mit der er 1453 ins kollektive Gedächtnis einging. Denn der Fall der byzantinischen Hauptstadt wurde zum Symbol des unaufhaltsamen Wachstums des Osmanischen Reichs und der historischen Niederlage eines in Streit versunkenen Christentums.

 

Christliche Künstler im Dienst der türkischen Propaganda

Und so mag es den einen oder anderen von uns merkwürdig anmuten, dass Mehmed der Eroberer nicht nur Muslime engagierte, um seine Selbstdarstellung zu inszenieren, sondern bedeutende Künstler aus Italien holte, um sein Image einer staunenden Öffentlichkeit zu präsentieren. Genauso mag man darüber staunen, dass sich Christen bereitfanden, einen muslimischen Herrscher zu verherrlichen. Aber wie auch heute noch: Geschäft fragt nicht nach Glauben und politischer Einstellung. Als die venezianische Signoria nach der Eroberung Konstantinopels ihren Botschafter zur Hohen Pforte schickte, gab sie ihm eine konkrete Anweisung mit: „Unsere Absicht ist es, mit dem Herrscher der Türken in Frieden und Freundschaft zu leben.“ Natürlich, andernfalls wäre der lukrative Handel zurückgegangen.

So war es also durchaus im Sinne der italienischen Stadtregierungen, wenn ihre Maler und Medailleure Aufträge vom osmanischen Herrscher entnahmen. Der bekannteste von ihnen dürfte Gentile Bellini sein, der nicht nur das berühmte Bild von Mehmed schuf, das heute in der Londoner National Gallery zu sehen ist, sondern auch eine wunderbare Medaille. Diese Medaille ist nur eine von mehreren, denn Mehmed der Eroberer setzte das neue Medium genauso geschickt zur Propaganda ein wie seine christlichen Standesgenossen.

Christopher Eimer präsentiert in seinem Buch ein neues Beispiel dafür, das aus den Anfangsjahren des Eroberers stammt. Die unike Medaille wurde erst im Jahr 2000 publiziert und in ihrer Bedeutung von ihm erkannt, als Christie’s sie als Teil einer alten Sammlung versteigerte. Das Porträt eines jungen Mannes mit Turban lässt sich durch seine Umschrift eindeutig zuordnen.

Christopher Eimer widmet diesem bemerkenswerten Stück eine Monographie und gibt ihm so seine Geschichte zurück. Minutiös rekonstruiert er den historischen und künstlerischen Kontext. Damit schenkt er uns eine Zusammenfassung zur Selbstdarstellung Mehmeds des Eroberers im westlichen Stil.

 

Ein bibliophiles Buch und eine wunderbare Lektüre

Wer Bücher liebt, der wird von Christopher Eimers Monographie gerade entzückt sein. Sie hat alles, was ein Buchliebhaber zu schätzen weiß: Erst einmal handelt es sich um ein Buch, das zu lesen Spaß macht. Es ist präzise geschrieben und nicht allzu lang. Mit Anmerkungen umfasst es gerade 81 Seiten. Besonderen Wert hat der Autor auf die Illustrationen gelegt. Sie helfen, seine Ausführungen nachzuvollziehen. Das gekonnte Layout ist zurückhaltend, stellt sich in den Dienst des Textes und unterstützt so die Gliederung des Buches. Papier, Einband und Umschlag sind mit einem unauffälligen Sinn für Ästhetik gewählt. Kurz, es macht Freude, das Buch in die Hand zu nehmen.

Und diese Freude kann man sich ohne schlechtes Gewissen gönnen. Denn die Monographie kostet nur 25 Pfund, eine Ausgabe, die wir jedem empfehlen, der sich für die Geschichte des 15. Jahrhunderts, für Renaissancemedaillen und / oder das Osmanische Reich interessiert.

Christopher Eimers Buch illustriert, dass es möglich ist, ein lesbares Buch zu schreiben, das einer breiten Öffentlichkeit neue wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt, bei denen nicht Textinterpretation im Mittelpunkt steht, sondern ein numismatisches Objekt in seinem kulturhistorischen Zusammenhang.

 

Erwerben kann man das Buch entweder bei Spink oder bei Christopher Eimer, der sich freut, für den Käufer auf Wunsch eine kleine Widmung hineinzuschreiben.

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