Spezialsammlungen und ein Goldschatz bei Künker
Drei Auktionen werden in der Herbst-Auktionswoche vom 28. September bis zum 2. Oktober 2020 durchgeführt. Eröffnet wird die Auktion mit der Sammlung Günther Jansen von Münzen der Karolinger sowie Münzen und Medaillen aus Münster, Rietberg und Paderborn. Es folgt eine Spezialsammlung Hessen, ehe Einzelstücke aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt zum Aufruf kommen. Ein eigener Katalog ist den „Goldschätzen aus dem 19. und 20. Jahrhundert“ gewidmet. Unter diesem Titel bietet Künker fast 1.300 Lose mit Goldmünzen aus aller Welt für Sammler und Investoren an. Bedeutende Serien stammen aus Deutschland, USA und Frankreich. Die Auktionswoche endet mit antiken Münzen aus verschiedenem Besitz, darunter der fünfte Teil der Sammlung Dr. W. R. mit Münzen aus dem griechischen Osten sowie der zweite Teil der Sammlung Samel von jüdischen Münzen und Objekten.
Schon jetzt sei darauf hingewiesen, dass Künker am 9. und 10. November 2020 eine zusätzliche Auktion durchführen wird, in der die Bibliothek des Straßburger Münzhändlers Alain Poinsignon aufgelöst wird.
Die Sammlung Günther Jansen
An den Beginn des europäischen Münzwesens führt uns die Sammlung Günther Jansen. Der auf Baurecht spezialisierte Jurist stammte aus Münster in Westfalen. So sammelte er die Münzen seiner Heimat, und dazu die Pfennige der Karolinger.
Wer sich in diesem Gebiet auskennt, wird begeistert sein von der Vielfalt an frühmittelalterlichen Raritäten mit Schwerpunkt auf dem 8. und 9. Jahrhundert, mit denen die 339. Künker-Auktion eröffnet wird. Das zeitliche Spektrum reicht von den Merowingern bis zu Hugo dem Großen. Die Münzen besitzen teilweise beeindruckende Provenienzen, wie Sammlung Fürstenberg, Sammlung de Wit oder Sammlung Curti. Beeindruckendes Highlight ist ein nur in zwei Exemplaren überlieferter Denar Karls des Großen aus der vierten Prägeperiode zwischen 812 und 814, der möglicherweise in Köln hergestellt wurde.
Zeitlich geradezu nahtlos schließen die Münzen des Bistums Münster aus der Sammlung Jansen an. Der Kenner findet sowohl frühe Prägungen aus dem 11. als auch seltene Goldgulden des 15. Jahrhunderts. Weiter geht es mit Dukaten, Talern und Kleinmünzen: Der Sammler widmete sich diesem Gebiet mit Akribie. Wie bei Spezialsammlungen üblich, ist für jeden Geldbeutel etwas dabei. Die Schätzungen beginnen bei 50 Euro.
Besonders bemerkenswert ist eine Serie der beliebten Wiedertäufertaler, bei denen nur der Spezialist erkennt, welche Stücke das zeitgenössische Original, welche Stücke spätere Nachprägungen für die Münzsammler des 17. Jahrhunderts sind. Es handelt sich, wenn man einen Begriff aus der russischen Numismatik aufgreifen möchte, um Novodels aus Münster.
Nach einigen wenigen Prägungen der Grafschaft Rietberg folgen Münzen des Bistums Paderborn, vom simplen Groschen bis zum prachtvollen Reichstaler. Der Reichstaler von 1656 zum Beispiel zeigt ein aufwändiges Porträt von Dietrich Adolf von der Recke, dem es noch als Domkämmerer gelang, die vom „Tollen Christian“ geplünderten Liborius-Reliquien zurück nach Paderborn zu bringen. Damit bekommt die wunderbare Darstellung des Liborius auf seinem Halbtaler aus dem Jahr 1657 eine ganz andere Bedeutung.
Spezialsammlung Hessen
Mit einem prachtvollen Guldengroschen des Jahres 1502 startet die Spezialsammlung Hessen. Sie umfasst fast 90 Nummern. Auch wenn der Fokus auf Talern und Goldmünzen liegt, enthält sie auch Kleinmünzen und Medaillen. Der Sammler hat, soweit möglich, besonderen Wert auf eine ausgezeichnete Erhaltung gelegt. Wer also gerne ein perfektes Exemplar der bekannten Weidenbaum-Serie haben möchte, der findet in dieser Sammlung reichlich Auswahl. Aber auch andere seltene Taler und Dukaten werden in vorzüglich oder besser angeboten.
Deutsche Münzen und Medaillen / Habsburger
Es folgen die deutschen Münzen und Medaillen mit rund 500 Losen. Wir nennen an dieser Stelle nur die beiden teuersten Münzen im Angebot: Von Graf Adolf von Bentheim-Tecklenburg-Rheda stammt ein Reichstaler des Jahres 1618. Das Stück ist äußerst selten. Es handelt sich um das einzige bekannte Exemplar. Ebenfalls äußerst selten ist ein doppelter Reichstaler von Stralsund, der 1611 mit dem Titel Rudolfs II. geprägt wurde.
Natürlich finden auch die Liebhaber der Münzen des Deutschen Kaiserreichs eine reiche Auswahl in gewohnt exzellenten Erhaltungen. Besonders unter den Goldmünzen entdeckt der Sammler zahlreiche Raritäten, so ein bayerisches 20 Mark-Stück von 1913 (vz-Stgl.), 20 Mark 1874 von Friedrich Wilhelm, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (Stgl.), 10 Mark 1882 von Heinrich XIV. von Reuss (Stgl.) und 10 Neu-Guinea-Mark 1895 A (PF 64 CAMEO).
Rund 140 Lose mit deutschen Goldmünzen und -medaillen, darunter viele Stücke aus Flussgold und eine kleine Serie Königreich Westphalen, runden das Angebot ab. Herausragendes Stück ist eine Goldmedaille zu 8 Dukaten, die 1706 anlässlich des zweiten Jahrestags des Entsatzes der Städte Augsburg und Ulm im Spanischen Erbfolgekrieg vom Kaiserhaus in Auftrag gegeben wurde.
Und damit sind wir bei den Habsburgern angelangt. Liebhaber ihrer Prägungen können unter je ca. 50 Losen aus Gold und Silber wählen, darunter Stücke, die man in dieser Erhaltung nur sehr selten zu sehen bekommt.
Münzen und Medaillen aus aller Welt
Gleich welches Sammelgebiet man bevorzugt, es lohnt sich auf jeden Fall, den Auktionskatalog genau zu studieren. Denken wir nur an die interessanten Gnadenpfennige von Gustav II. Adolph von Schweden. Stücke, wie die angebotenen, waren einst ein Zeichen höchster Gunst von Seiten des Königs. Sie wurden an einen Günstling verliehen, und von diesem zum Zeichen der Loyalität ständig getragen. Dafür kaufte man lange, schwere Goldketten, die – wenn man ein ganz besonderer Günstling war – vom König gleich mit dem Gnadenpfennig geschenkt wurden. Gnadenpfennige sind deshalb so spannend, weil sie den Übergang von der Münze zum Orden darstellen, und einen authentischen Einblick bieten, in welch hohem Maße Münzen und Medaillen in der frühen Neuzeit genutzt wurden, um als diplomatische Geschenke Beziehungen zu initiieren und zu stabilisieren.
Die Münze mit der höchsten Schätzung der Auktion – 150.000 Euro – kommt aus den USA. Es handelt sich um die Congressional Gold Medal, die Alexander Macomb, dem Helden der Schlacht von Plattsburgh verliehen wurde.
Goldschätze aus dem 19. und 20. Jahrhundert
Gleich ob Sammler oder Anleger, beide Bietergruppen werden von Auktion 340 begeistert sein. Aufgelöst wird eine umfassende Partie von Goldmünzen, die fast 1.300 Lose enthält, darunter zahlreiche Lots mit mehreren Goldmünzen des gleichen Typs. Die Partie beinhaltet die unterschiedlichsten Erhaltungsstufen: So kommen nicht nur Münzen in der Erhaltung „sehr schön“ zum Ausruf, sondern auch viele Stücke in der Erhaltung „vorzüglich“ und besser. Darunter sind einige Raritäten, so dass die Spezialsammler sorgfältig den Katalog studieren sollten.
Die meisten Prägungen stammen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch Sammler von Albanien, Australien, Italien, Rumänien, Russland, Spanien und den Ländern der Habsburger Monarchie sollten genau hinschauen.
Münzen, die für den internationalen Sammlermarkt von besonderem Interesse sind, wurden von NGC gegradet. Der Hauptteil der Münzen wird ohne Grading versteigert.
Münzen der antiken Welt
Die Auktionswoche endet mit einem dicken Katalog, der Münzen der antiken Welt beinhaltet, die am 1. und 2. Oktober zur Versteigerung kommen.
Es beginnt mit dem 5. Teil der Sammlung Dr. W. R., der diesmal Prägungen aus dem griechischen Osten umfasst. Beeindruckend ist die Fülle von seltenen und überdurchschnittlich erhaltenen Bronzemünzen aus Städten und von Herrschern, von denen man nur selten Münzen sieht. Besondere Aufmerksamkeit dürfte die kleine Serie „Armenien und Sophene“ erhalten. Es handelt sich um knapp 20 Stücke, die trotz ihrer Kleinheit und ihrem gelegentlich kruden Stempelschnitt, nur selten in dieser Qualität angeboten werden. Doch auch Sammler von Münzen der Seleukiden, der Parther und Sassaniden finden eine reiche Auswahl.
Highlight der griechischen Münzen ist eine Münze, für die sich der Maler Oskar Kokoschka einst begeisterte. Die perfekt erhaltene Didrachme der Stadt Panormos lag einst in seiner Sammlung. Ein begnadeter Stempelschneider schuf mit ihr eine äußerst seltene Münze, auf der ein geradezu monumentaler Männerkopf zu sehen ist.
Wer Münzen der Republik sammelt, findet eine reiche Auswahl von Stücken zu attraktiven Preisen. Besonders die Zeit der Imperatoren und des Bürgerkriegs nach der Ermordung Caesars ist gut dokumentiert. Der Connaisseur entdeckt republikanische Aurei sowie seltene Stücke in außergewöhnlicher Erhaltung. Es spricht für sich, dass allein neun verschiedene Porträts von Caesar zur Auswahl stehen!
Ob Bronze, Silber oder Gold, wer die Münzen der römischen Kaiser liebt, findet vieles, was seiner Liebe wert ist. Interessante und historisch relevante Darstellungen, perfekte Erhaltungen, daneben auch günstig geschätzte Raritäten, dieser Teil der Auktion enthält, was das Sammlerherz begehrt. Vom perfekten Aureus des Pertinax mit einer Schätzung von 40.000 Euro bis zu einem äußerst seltenen Quinar des Galerius für 150 Euro, egal welchen Schwerpunkt der Sammler gesetzt hat, er wird eine ihn ansprechende Münze finden.
Nach Völkerwanderung, Byzanz und orientalischen Prägungen – angeboten wird u. a. eine umfangreiche Sammlung von ca. 1.100 orientalischen Münzen mit einer Schätzung von 10.000 Euro – beschließt der zweite Teil der Sammlung Samel von jüdischen Münzen und Objekten die Auktion.
Die Kataloge können bestellt werden bei Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail. Außerdem können die Auktionskataloge online auf der Künker-Webseite studiert werden. Wenn Sie live am Computer mitbieten wollen, denken Sie bitte daran, sich rechtzeitig für diesen Service anzumelden.
Information über etwaige Änderungen z. B. hinsichtlich des Zeitplans oder des Orts der Versteigerung erhalten Sie über den Künker Newsletter oder auf der Seite des Auktionshauses.
Einige der römischen Münzen aus dieser Auktion dienen als Grundlage, um unser Bild der Kaiserin Agrippina – Mutter Neros und angebliche Mörderin ihres Ehemanns – einmal auf den Prüfstand zu stellen.