Die Wertentwicklung der ersten Euromünzen des Vatikans. Teil 2

2-Euro-Gedenkmünzen und Numisbriefe aus dem Vatikan. Foto: Angela Graff.
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Nachdem wir im ersten Teil schon die ab 2002 ausgegebenen Euro-Kursmünzsätze näher betrachtet haben, widme ich mich im zweiten Teil den 2-Euro-Gedenkmünzen sowie den ersten Numisbriefen aus dem Vatikan. Die 2-Euro-Gedenkausgaben, waren ab 2004 der Beginn einer schon fast unübersichtlich erscheinenden Flut von numismatischen Ausgaben, die eigentlich keiner brauchte. Doch auch die UFN hat sich in den letzten Jahren zu einem Unternehmen entwickelt, das mit knallhartem Marketing auf dem Markt bestehen muss. Gerade nach dem Ende des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. haben das die Kunden so richtig zu spüren bekommen.

Im Jahre 2004 waren noch immer sämtliche Münzausgaben aus dem Vatikan eine Rarität auf dem Sammlermarkt. Dabei gingen täglich im UFN eine Flut von Briefen ein. Jeder in Europa schien ein Abonnement für Vatikan-Münzen abschließen zu wollen. Nicht selten fanden sich ganze Familien zusammen von der Großmutter bis zum Enkel. Alle sammelten ganz plötzlich Euromünzen, mit dem Spezialgebiet Vatikan. Allerdings ließen die damals noch eingeschränkten Prägezahlen, an die der Vatikan gebunden war, keine größeren Auflagen zu.

Gerüchte und Fantasieprägungen

In dieser Zeit häuften sich gerade in Deutschland die Angebote mit angeblichen Vatikanmünzen, die keine waren. „Sie suchen die neue 2-Euro-Gedenkmünze aus dem Vatikan? Wir haben Sie!“ oder „Sind Ihnen die Vatikan-Münzen zu teuer? Bei uns bekommen Sie die Münzen zum Ausgabepreis“. Damit lockte man die Leute an, besonders die, welche von Münzen keine Ahnung hatten und nur ihrem Enkel ein gutes Geschenk kaufen wollten. Bei der Geschenkübergabe später gab es dann die langen Gesichter gratis dazu. Das gute Geld war auf alle Fälle futsch. Wer „ganz großes Glück“ hatte, bekam ab sofort fast wöchentlich solche Spaß-Plaketten für teures Geld geliefert, denn er hatte nun zusätzlich ein Abo am Hals. Die Prägungen selbst waren zwar themenbezogen auf die aktuellen Ausgaben des Vatikans angepasst, allerdings waren es keine Euros, sondern eher Blechtaler, also Scherzmedaillen ohne (Nenn-)Wert. Dabei gingen die Macher sehr dreist vor, um den Anschein zu erwecken, es handele sich tatsächlich um eine echte Ausgabe. Als manche Anbieter es dann zu bunt trieben, und mit leicht abgeänderten Logos und Wappen auftraten, sah sich das UFN genötigt, eine offizielle Mitteilung in den deutschsprachigen Sammlerzeitungen zu schalten. Viel geholfen hat es leider nicht, noch heute gibt es immer wieder solche Angebote.

Hinweise des UFN für Sammler. Repro: Angela Graff.

Die 2-Euro-Gedenkmünzen des Vatikans

Schaut man sich heute die aktuelle Entwicklung der Sammlerpreise an, so kann man hier, wie schon bei den Kursmünzsätzen feststellen, dass praktisch nur die ersten vier Ausgaben (2004-2007), ihren Preis auch weiterhin behaupten können. Das Mittelfeld ist sehr klein und reicht momentan nur bis zum Jahr 2010. Hier scheint allerdings noch nicht die ganze Luft raus zu sein. Besonders die Zeit des Pontifikats von Benedikt XVI. (2005-2013) sollte man im Auge behalten, denn ein Deutscher wird wohl so bald nicht wieder auf den Stuhl Petri folgen.

Die ersten 2-Euro-Gedenkmünzen aus dem Vatikan. Foto: Angela Graff.

Ab dem Jahre 2015 gibt es die 2-Euro-Gedenkmünze noch motivgleich in der Version Polierte Platte (PP). Keine gute Entscheidung, denn damit ließ das Interesse der Sammler an den Münzen der Version Stempelglanz spürbar nach. Die Preise für solche Münzen liegen hier zwischen 30,- EUR und 45,- EUR. Ab 2016 sind die 2-Euro-Gedenkausgaben in Stempelglanz durchweg unter 30,- EUR im Angebot. Von einer Wertsteigerung kann hier schon gar keine Rede mehr sein, denn auch die Ausgabepreise sind ja nicht bei 11,- EUR geblieben, wie wir wissen.

Übrigens sind die Porto- und Verpackungspreise inzwischen ebenfalls enorm gestiegen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es, wie auch bei den KMS, seit dem Jahre 2002 keinen erfrischenden Wind mehr in der Gestaltung der Münzverpackungen gegeben hat. Die Preise sind zwar gestiegen, doch der alte einfarbig bedruckte Pappfolder oder das nun schon eintönig gewordene Etui sind geblieben. Ich meine, da ist eine Runderneuerung schon lange fällig! Auch ohne eine drastische Preissteigerung ließe sich da so einiges machen. Ein Blick in die untere Tabelle macht die momentane Entwicklung nochmals deutlich.

Preisentwicklung der Vatikan 2-Euro Gedenkmünzen 2004-2010

Vatikan 2-Euro-Gedenkmünzen Ausgabepreis Preis 2010  Preis 2019
Im Folder 2004 11,- EUR 90,- EUR 80,- EUR
Im Folder 2005 11,- EUR 160,- EUR 200,- EUR
Im Folder 2006 11,- EUR 100,- EUR 165,- EUR
Im Folder 2007 14,- EUR 65,- EUR 115,- EUR
Im Folder 2008 14,- EUR 60,- EUR 60,- EUR
Im Folder 2009 14,- EUR 55,- EUR 55,- EUR
Im Folder 2010 14,- EUR 50,- EUR 39,- EUR

 

Numisbrief Nr. 1 von 2005. Foto: Angela Graff.

Die Numisbriefe des Vatikans

Um es vorwegzunehmen, die Preisentwicklung der Numisbriefe ist bei einigen Ausgaben schockierend, denn manche Ausgaben sind momentan unter den Ausgabepreis gefallen. An den gewählten Themen der Ausgaben liegt es sicherlich nicht, sondern eher daran, dass viele Sammler nur Interesse an den ersten Ausgaben hatten. Spätestens nach der Ausgabe von gleich zwei Numisbriefen im Jahr, haben einige die Lust verloren oder das Handtuch geworfen. Immerhin sind ja die insgesamt 90,- Euro + Verpackung und Porto kein kleiner Fisch in der Haushaltskasse. Seit 2015 ist zwar wieder eine leichte Stabilisierung der Preise zu verzeichnen, allerdings liegen sie hier noch immer einiges unter 100,- EUR. Doch wenigstens liegen diese jüngeren Numisbriefe nicht gleich unterhalb des Ausgabepreises. Ich persönlich finde ja die Numisbriefe eine tolle Sache, da sich hier Philatelie und Numismatik vereinen. Es ist einfach etwas Besonderes und ich muss zugeben, die Ausgaben aus dem Vatikan gehören für mich zu den schönsten, die es überhaupt gibt.

Numisbrief Nr. 2 von 2006. Foto: Angela Graff.

Spitzenreiter im Preisgefüge ist von Anfang an der Numisbrief auf den „Weltjugendtag in Köln 2005“ geblieben, gleich gefolgt von „500 Jahre Päpstliche Schweizergarde“ aus dem Jahre 2006. Trauriger Tiefstpreis-Kandidat ist der Numisbrief aus dem Jahre 2009. Einst für 45,- EUR ausgegeben, ist er heute (Stand 19.12.2019) für 35,- EUR zu haben. Das sind ganze 10,- EUR unter dem damaligen Ausgabepreis!

Wer hier unbedingt komplett sammeln möchte und wem dieses Sammelgebiet gefällt, warum nicht? Auch ein Neueinstieg ist jetzt gut möglich, da gerade die jüngsten Ausgaben nicht besonders teuer sind. Man sollte allerdings die relativ hohen Kosten für solch einen Numisbrief im Abonnement beim UFN beachten. Und obwohl es ein frankierter und abgestempelter Brief mit Münzbeigabe ist, ist er niemals „echt gelaufen“! Auch hier noch ein Blick auf die Tabelle zur Übersicht.

Preisentwicklung der Vatikan Numisbriefe 2005-2010

Vatikan Numisbrief mit 2-Euro-Gedenkmünze Ausgabepreis Preis 2010  Preis 2019 unter Ausgabepreis
Numisbrief 2005 45,- EUR 130,- EUR 175,- EUR X
Numisbrief 2006 45,- EUR 70,- EUR 150,- EUR X
Numisbrief 2007 45,- EUR 50,- EUR 88,- EUR X
Numisbrief 2008 45,- EUR 55,- EUR 40,- EUR 5,- EUR
Numisbrief 2009 45,- EUR 50,- EUR 35,- EUR 10,- EUR
Numisbrief 2010 45,- EUR 50,- EUR 49, – EUR X

 

Coincards, Stamps und was sonst noch keinen Sammler interessiert

Mit sogenannten Coincards oder gar Stamp & Coincards lässt sich momentan wohl kein Sammler mehr hinter dem Ofen vorlocken. Und eine 50-Cent-Münze, auch wenn sie aus dem Vatikan kommt, ist zwar nicht so häufig, doch ist sie auch nicht selten. Die Prägezahlen sind nicht auf dem Niveau von 2002 geblieben, sondern wurden von Jahr zu Jahr stets erhöht.

Vermutlich sollen hierbei nur die Briefmarkenausgaben, welche mit ihren sakralen Motiven durchaus dekorativ sind, an den Mann gebracht werden. Fehlen die Philatelie-Kunden, dann müssen eben die Numismatiker dafür herhalten. Doch diese hatten schon beim ersten Numisbrief und dem Ausgabepreis von 45,- Euro tief durchgeatmet.

Mit einem deutschen Papst im Vatikan, konnten die Numisbriefe, ja nur ein Renner werden, so dachte man im UFN wohl. Doch die Rechnung ging nicht auf. Nur die drei ersten Ausgaben sind gefragt gewesen, schon der vierte Numisbrief ist relativ schnell unter den Ausgabepreis gesunken. Mehr ist dazu wohl nicht zu sagen. Eine völlige Fehlentscheidung war meiner Meinung nach die zusätzliche motivgleiche Ausgabe der 2-Euro-Gedenkmünze in polierter Platte ab 2015. Man hätte dann gleichzeitig die Version in Stempelglanz nicht mehr prägen sollen. Sicherlich hoffte man im UFN, dass die Sammler in Zukunft beide Versionen kaufen würden.

Der erste Vatikan-KMS von 1929 mit Goldmünze. Foto: Angela Graff.

Wenn sich ein Sammler neu diesem Sammelgebiet nähern will, muss man ihm raten, alles genau zu bedenken. Nicht immer kommt es auf die Vollständigkeit eines Sammelgebietes an, sondern eher auf ein interessantes Thema sowie ein aussagekräftiges Motiv. Suchen Sie sich also Ihre Favoriten ganz in Ruhe aus und vergleichen Sie erst dann die Preise. Wenn Sie nur sammeln, was Ihnen gefällt, und Ihnen eine Preisentwicklung völlig schnuppe ist, dann können Sie eigentlich gar nichts falsch machen. Suchen Sie allerdings einen topsicheren Wertzuwachs, dann kann ich Ihnen den allerersten KMS aus dem Vatikan von 1929 wärmstens ans Herz legen. Dieser Satz hat inzwischen so viel an Wert zugelegt, dass er in den Vatikanischen Museen nur hinter Glas betrachtet werden kann.

 

Lesen Sie hier Teil 1 über die Kursmünzsätze des Vatikan.

Numiscontrol ist unser Spezialist für DM und DDR-Mark, Euro-Münzen und 0-Euro-Scheine. Lesen Sie seine neuesten Artikel dazu, was die deutschen Starterkits heute noch wert sind und wie es um verschiedene europäische Starterkits auf dem Sammlermarkt bestellt ist.

Vor kurzem erschien übrigens auch eine aktualisierte Fassung des Euro-Münzkatalogs für die Jahre 1999 bis 2019.

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