Die Sammlung Dr. Eberhard Werther
Dr. Eberhard Werther (1913-1985) dürfte nur noch wenigen Sammlern und Münzhändlern vertraut sein. Fritz Rudolf Künker beschreibt ihn in seinem Vorwort zum Katalog der eLive Premium Auction 381 als einen etwas eigensinnigen und eher zurückgezogenen Münzhändler, der in Brünninghausen bei Dortmund seine Münzhandlung betrieb. Auch wenn Werther die aktive Teilnahme am Zweiten Weltkrieg erspart geblieben war, hatte er während seiner Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion irreversible gesundheitliche Schäden erlitten. Eigentlich hatte Eberhard Werther eine Karriere als Englisch-Lehrer ins Auge gefasst und zu diesem Zweck über „den Vertretungsgedanken im Rahmen des englischen Parlamentarismus“ promoviert. Doch der unverhoffte Ankauf einer umfassenden und bedeutenden Pommernsammlung ebnete ihm den Weg in den Münzhandel. Über seine hektographierten Lagerlisten die er den „Spiegelberger Münzverkehr“ nannte, vermarktete er die Sammlung und viele andere, die folgen sollten. Unter Kollegen war Dr. Eberhard Werther dafür bekannt, dass er nicht gerne an Händler verkaufte. Er wartete immer erst ab, ob sich nicht ein privater Sammler als Kunde fände.
Fast 40 Jahre nach seinem Tod haben sich nun seine Söhne entschieden, die Sammlung ihres Vaters wieder in den numismatischen Kreislauf einzuspeisen. Es handelt sich um eine typische Sammlung, wie sie in den 1960er und 1970er Jahren zusammengetragen wurde: Rarität und historische Bedeutung zählten in den Augen des Sammlers mehr als die Erhaltung. Auch wenn sich unter den Stücken durchaus solche mit attraktiven Erhaltungen finden, sind die meisten Stücke „sehr schön“ und „gut sehr schön“ erhalten, so dass sich dem engagierten Sammler die Möglichkeit bietet, seltene Stücke für überschaubare Summen zu kaufen.
Das inhaltliche Spektrum reicht von einer kleinen Sektion mit Weltmünzen (36 Stück) über einige Münzen der Habsburger (10 Stück) bis hin zu Münzen und Medaillen aus Altdeutschland (273 Stück). Der zeitliche Rahmen spannt sich vom Hochmittelalter bis zum beginnenden 20. Jahrhundert. Der Schwerpunkt der Auktion liegt auf Braunschweig, das mit fast 140 Stück knapp die Hälfe der Auktion stellt.
Zwei ganz besondere Lose seien an dieser Stelle hervorgehoben: Die Auktion eröffnet mit einem fast vollständigen Exemplar der Originaldrucke von E. Fialas Werk über die Münzen und Medaillen der Welfischen Lande, das der Autor im Auftrag des damaligen Chefs des Hauses Hannover, Ernst August, Herzog von Cumberland, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, verfasste. Es fehlt lediglich der äußerst seltene 12. Band, der 1919 in nur wenigen Exemplaren gedruckt wurde. Einige Bände tragen eine Autorenwidmung.
Erwähnt seien auch zwei äußerst seltene Brakteaten von der Insel Rügen, der größten und bevölkerungsreichsten Insel Deutschlands, gegenüber Stralsund. 1168 eroberte der dänische König Waldemar I. die Insel und zwang die slawischen Ranen, sich taufen zu lassen. Der Ranenfürst Jaromar I. wurde dänischer Vasall. Er ließ auf Rügen einen sehr seltenen Brakteaten prägen, das zweite Stück stammt von seinem Enkel Jaromar II.
Selbstverständlich sind das nicht die einzigen interessanten Münzen. Wir präsentieren Ihnen eine kleine Auswahl von attraktiven Stücken.
Alle Lose der Auktion können Sie im Onlinekatalog betrachten.
Für weitere Informationen finden Sie auf der Website von Künker.